Die Entwicklung der deutschen Kleinst U-Boote


Solange die vorhandenen U-Boot-Typen, unter ihnen besonders der bewährte Typ des Frontbootes VII C, erfolgreich waren, lag der strategische Schwerpunkt des deutschen Seekrieges, in der Bekämpfung der gegnerischen Zufuhr über See. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Entwürfe und Vorschläge für den Bau von Kleinst U-Booten in der deutschen Kriegsmarine abgelehnt. Man schätzte sie als wenig frontverwendungsfähig ein, da sie mit zwei Torpedos einen zu kleinen Waffenträger darstellten. Außerdem sind sie bei schlechtem Wetter nicht mehr einsatzfähig.


1942 erwog man im Konstruktionsamt des OKM erstmalig den Bau von Kleinst U-Booten nach dem Einsatz japanischer Fahrzeuge in Pearl Harbor. Es wurde ein Modell, unter der Bezeichnung "K", für Schleppversuche im Modellbecken gebaut. Das Projekt hatte eine Länge von 25.33 m und ein Breite von 2.7 m. Die Überwasser-Verdrängung wird mit etwa 97 t angeben und die Unterwasser-Verdrängung mit 112.6 t. Dieses Projekt wurde jedoch nur theoretisch untersucht und nie praktisch erprobt.


Am 22.09.1943 legten die britischen Kleinst U-Boote "X6" und "X7" unter dem deutschen Schlachtschiff "Tirpitz" mehrere Sprengladungen an. Die "Tirpitz" wurde so stark beschädigt, dass sie für ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzt wurde. Kurze Zeit später wurde eines der gegen Bergen eingesetzten britischen Kleinst U-Boote vom Typ "Welman-Craft" geborgen und wenig später noch ein zweites. Mitte Januar 1944 wurden sie dann in der Ostsee erprobt.


Nun wurde auf den Erfolg der 30 t großen X-Boote hin auch im K-Amt der ernsthafte Entwurf für ein deutsches Kleinst-U-Boot ausgearbeitet. Es handelte sich dabei um ein 2-Mann-U-Boot mit der Typbezeichnung XXVII A ("Hecht"). Es war vorgesehen, dass dieses Boot Haftminen an ankernden Schiffen anbringen sollte. Auf den Hecht soll zum späteren Zeitpunkt näher eingegangen werden.


Es folgten später weitere Typen von 1-Mann-Tauchbooten. Der Hecht bildete die Grundlage für das wohl erfolgreichste deutsche Kleinst-U-Boot vom Typ XXVII B ("Seehund"). Zahlreiche Projekte, mit teilweise recht beachtlichen Eigenschaften, wurden in Angriff genommen. Sie gelangten jedoch nicht mehr zum Serienbau.

Die zunehmend immer schlechter werdende militärische Lage des Reiches schlug sich auch in den zahlreichen Rückschlägen der deutschen U-Bootwaffe nieder. Die Rüstung musste sich von der Offensive zur Defensive umstellen. Die industriellen Kapazitäten waren zu diesem Zeitpunkt jedoch schon durch den Luftkrieg stark beeinträchtigt. Die Zeit wurde knapp, wollte man noch eine rasche Wende herbeiführen. Man griff also zwangsläufig, in Ermangelung an fehlenden Konstruktionen, auf vorhandene Fertigteile zurück. Dies führte im weiteren Verlauf zu unausgereiften Improvisationen.


Die nun geforderten Klein-U-Boote sollten von jeder beliebigen offenen Küste aus eingesetzt werden können. Für einen möglichst raschen Einsatz wurden in kürzester Zeit aus dem reichlich vorhandenen Torpedo G7e ein bemannter Torpedo, der "Neger" entwickelt. Der Name stammt von seinem Konstrukteur Mohr. Ein Torpedo wurde für den Fahrer umgebaut, sodass er darin unter einer Plexiglaskuppel sitzen und diesen steuern konnte. Unter diesem bemannten Torpedo hing dann der eigentliche Gefechtstorpedo, welcher von dem Fahrer abgeschossen werden konnte. Später wurde der "Neger" in seiner Tauchfähigkeit verbessert und erhielt den Namen "Marder".


Aus diesen bemannten Torpedos heraus wurde auch das erste 1-Mann-U-Boot, der Typ "Molch" gebaut. Es handelte sich hierbei um ein aus genügend vorhandenen Torpedoteilen gebautes rein elektrisch angetriebenes U-Boot. Auf den Molch wird ebenfalls später näher eingegangen.



© 2001 by Enrico




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