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Die Geschichte der deutschen Kleinst U-Boote kann jedoch keineswegs umfassend dargestellt werden, wenn nicht auch
der K-Verband seinen ihm gebührenden Platz erhält. In ihm wurden sämtliche Kleinkampfmittel zusammen gefasst. Neben den bereits erwähnten
Kleinst U-Booten waren dies außerdem noch Marine-Einsatzkommandos (MEK), Sprengboote und Kampftaucher.
Das Kommando der
Kleinkampfverbände (K.d.K.), später als Kleinkampfverband bezeichnet, wurde um die Jahreswende 1943/44 gegründet. Grund war die drohende
Invasion der Alliierten von der Seeseite her und die Erkenntnis, dass die deutsche Kriegsmarine dem nichts wirkungsvolles entgegen zu setzen
hatte.
Der Einsatzstab des K-Verbandes wurde in Timmendorfer Strand an der Lübecker Bucht in einem Barackenlager errichtet. Er trug
den Decknamen "Strandkoppel". Dorthin wurden auch die in Norwegen erbeuteten Reste von "X6" und "X7" zusammen mit dem "Wellmann"-Boot
gebracht. Ausbildungslager für die später gebauten Biber war das Lager "Blaukoppel" in Lübeck-Schlutupp. Es lag unter den Fichten des
Reichswaldes von Lübeck. Chef des K-Verbandes wurde im April 1944 Vizeadmiral Hellmuth Heye. An die Ausbildung des Personals für sein neues
Kommando ging er völlig unkonventionell heran. Er glaubte an die hegende Moral als einen wichtigen Bestandteil für den Erfolg und ließ die
Männer im Sinne einer verschworenen Gemeinschaft ausbilden.
Admiral Heye schreibt in seinen Aufzeichnungen über die Gründerzeit des
neuen Verbandes:
"Bei der Kriegslage im Winter 1943/44 kam für uns auf See nur die Defensive in Frage. Es war bekannt, dass ich
aus diesem Grund vielen kleinen Schiffen und Kampfmitteln den Vorzug vor großen Einheiten gab. ... Natürlich waren der Neuaufbau
eines Verbandes und die Herstellung völlig neuartiger Waffen im 5. Kriegsjahr sehr schwierig. Zudem sollte alles sehr schnell gehen.
Lange Entwicklungszeiten und Erprobungen waren nicht möglich. Ich ließ mir vom Oberbefehlshaber größere Vollmachten geben, um lange
und bürokratische Wege zu vermeiden. Wir selbst hatten keinerlei praktische Erfahrungen in dieser Art Kriegsführung."
Alle
Fahrer von Kleinst U-Booten gehörten demnach diesem Verband an. Die Zugehörigkeit wurde geheimgehalten und ohne weitere Angaben in den
Personalakten erwähnt. So ist dort lediglich der Tag der Versetzung zum K-Verband notiert. Sämtliche Unterlagen des K-Verbandes wurden
nach Kriegsende oder unmittelbar davor vollständig vernichtet. Selbst in den Beständen der ehemaligen Wehrmachtsauskunftsstelle ist
lediglich diese Angabe zu finden. Flottillen oder Kampfmittel sucht man vergeblich. Dies ist auch mit ein Grund, weshalb sich die Forschungen
auf diesem Spezialgebiet so schwierig gestalten.
Ausgewählt wurden nur Freiwillige. U-Boot-Fahrer gab es genügend in den
Ausbildungs-Flottillen, da sich der Neubau von herkömmlichen U-Booten, besonders der neuesten Typen, immer weiter verzögerte. Viele
von den frisch ausgebildeten und hoch motivierten jungen Männern befanden sich in Warteposition und versuchten auf diesem Weg an die
Front zu kommen. Nach einem Eignungstest wurden letztendlich nur die fähigsten unter ihnen ausgewählt und dem K-Verband zugeteilt.
Neben Offizieren waren auch Unteroffiziersränge und Mannschaften dort vertreten. Der Rang spielte keine große Rolle, lediglich die
persönliche Eignung des Einzelnen. Das ging sogar soweit, dass keine Rangabzeichen mehr getragen wurden, damit auch wirklich alle
gleich waren. |
Verteilung des K-Verbandes am 01.09.1944: |
K-Flottille | K-Mittel | Standort |
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K-Flottille 211 | Linsen | Deutschland |
K-Flottille 212 | Linsen | Mecheln bei Brüssel |
K-Flottille 261 | Biber | Verlegung von Fècamp nach Lübeck |
K-Flottille 361 | Marder | Deutschland |
K-Flottille 362 | Marder | Deutschland |
K-Flottille 363 | Marder | Verlegung von Tournai nach Genua |
K-Flottille 364 | Marder | Verlegung von Tournai nach Genua |
K-Flottille 365 | Marder | Skagen |
K-Flottille 411 | Molch | Verlegung von Tournai nach Genua |
K-Flottille 412 | Molch | Deutschland |
Vorgesehene Verteilung der Kräfte im November 1944: |
Standort | Stützpunkt | Anzahl |
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Nordnorwegen | Westfjord/Lofoten | 60 Biber (K-265) |
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| 60 Marder |
Südnorwegen | Oslo/Kristiansand-Süd | 60 Molche |
Dänemark | Arhus/Osterburg | 60 Biber |
| Asa | 60 Marder, 12 Hechte |
Deutschland | Helgoland | 30 Molche |
| Borkum | 30 Molche |
| Ems-Mündung | 30 Biber |
| Fedderwardsiel | 30 Linsen |
K-Flottillenbestand im Mai 1945: |
K-Flottille | K-Mittel | Anzahl |
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K-Flottille 261 | Rotterdam/Holland | 30 Biber (hohe Verluste) |
K-Flottille 262 | Groningen/Holland | 30 Biber |
K-Flottille 263 | Norwegen | 29 Biber |
K-Flottille 264 | Rotterdam/Holland | 30 Biber |
K-Flottille 265 | Harstad/Norwegen | 30 Biber |
K-Flottille 266 | Rotterdam/Holland | 30 Biber |
K-Flottille 267 | Norwegen | 36 Biber |
Lehrkommando 300 (Ausbildungs-Flottille) | Neustadt/Holstein | Seehunde |
K-Flottille 312 | Jimuiden/Holland | Seehunde |
K-Flottille 363 (Ausbildungs-Flottille) |
| Marder |
K-Flottille 412/1 | Friesische Inseln (vorher Rotterdam/Holland) | 30 Molche |
K-Flottille 412/2 (Ausbildungs-Flottille) | Friesische Inseln | 30 Molche |
K-Flottille 413 | Assen/Nordholland | 60 Molche |
K-Flottille 415 | Stavanger/Norwegen | 30 Molche |
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Hellmuth Heye sagte nach Kriegsende über den Sinn und die Grenzen des Einsatzes von Männern des K-Verbandes:
"Kleinkampfmittel, welcher Art auch immer, werden stets nur eine Ergänzung der regulären Kampfmittel sein und können diese
niemals ersetzen. Sie sind jedoch vorzüglich geeignet, durch den Einsatz weniger, geübter und entschlossener Männer sehr viel
stärkere Kräfte des Gegners zu zersplittern oder zu binden. Bei den hochzivilisierten Völkern der weißen Rasse muss die Besatzung
der Kampfmittel, im Gegensatz zu beispielsweise den Todesfliegern der Japaner, eine echte Chance auf Ãœberleben des Kampfeinsatzes
haben. Weniger die körperlichen Kräfte als der Wille und die Selbstzucht sind für die Erfolge des Einzelkämpfer entscheidend. Ein
hartes und vielseitiges, fast sportliches Training vergrößert die Erfolgsaussichten und vermindert die Verluste. Der ideale
Einzelkämpfer ist der Mann, der aus eigener Initiative auch ohne Befehl im Sinne der Führung handelt." |
© 2001 by Enrico |
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