1850


Brandtaucher/Bauer

Dem am 23.12.1822 in Dillingen an der Donau geborenen Wilhelm Bauer, Unteroffizier im bayrischen Kontingent des Deutschen Bundes, kam beim Kampf um die Brücke über den Alsensund bei Sonderborg am 13. April 1849 der Gedanke zum Bau eines Bootes, das ungesehen "wie ein Seehund" unter der Wasseroberfläche Sprengladungen an der Brücke anbringen könnte. Die natürliche Tauchfähigkeit des Seehundes und die militärische Nützlichkeit beflügelten Bauer in den folgenden Monaten zur Konstruktion eines "Apparates", der sich unter Wasser nach jeder beliebigen Richtung bewegen ließ.
Nach dem Ende seiner zweijährigen Dienstzeit bei der bayrischen Armee trat Bauer im Januar 1850 als Unteroffizier "II. Klasse" in die Schleswig-Holsteinische Armee ein und wurde in Rendsburg stationiert. Seine Pläne zum Bau eines U-Bootes wurden von einer Kommission geprüft und genehmigt. Dennoch dauerte es bis zum September 1850, dass unter Bauers Anleitung der Bau des "Brandtauchers" bei der Kieler Maschinenfabrik und Eisengießerei Schweffel & Howaldt begann. Es entstand ein knapp 10 Meter langes Gerät, das zugleich auch als erster eiserner Schiffsneubau in die Kieler Werftgeschichte einging. Am 18. Dezember 1850 wurde der "Brandtaucher" aus der Bauhalle der Kesselschmiede an der damaligen Rosenwiese in Kiel (dort, wo sich heute die Hauptpost und das Neue Rathaus befinden) gezogen und zu Wasser gelassen - nur wenige Hundert Meter von der Stelle entfernt, wo heute auf dem anderen Fördeufer bei den Howaldtswerken - Deutsche Werft AG (HDW) eine der modernsten U-Bootklassen der Welt gebaut wird.

Die erste richtige Erprobung des "Brandtauchers" endete am 1. Februar 1851 zwar mit dem planmäßigen Abtauchen des Bootes im Kieler Hafen auf der Höhe des heutigen großen HDW-Docks. Doch mit dem Auftauchen haperte es: Weil die vorgesehenen Tauchzellen für das Ballastwasser nicht eingebaut worden waren, geriet das Boot außer Kontrolle. Sodann erwies sich die Konstruktion des Rumpfes als zu schwach. Wasser drang ein, und das Boot sank auf den Fördegrund. Bauer und seine beiden ihn begleitenden Kameraden gelang glücklicherweise nach Stunden der Ausstieg aus dem gesunkenen Boot. Erst bei Baggerarbeiten für den neuen Torpedobootshafen wurde das U-Boot im Sommer 1887 wieder an die Wasseroberfläche geholt.

Kiel, Berlin, Potsdam, Rostock und Dresden waren die Stationen des Bauerschen U-Boot in den vergangenen 150 Jahren. Als Leihgabe des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden ist das Boot nun wieder für gut zwei Jahre in Kiel zu sehen. Im Schifffahrtsmuseum wird der "Brandtaucher" in einer Blackbox als fiktives Unterwasserszenario präsentiert. Die weitere Ausstellung zeigt Bilder, Dokumente und Modelle von und über Bauer, aus seiner Zeit und nachfolgenden Epochen der U-Boot-Geschichte. Der "Brandtaucher" beweist als ein für die Kieler Stadtgeschichte bedeutendes technisches Kulturdenkmal die grund-legenden Impulse Bauers für die Entwicklung der Unterwasserschifffahrt der Neuzeit.


  Brandtaucher




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